Was sind eigentlich Bach-Blüten?

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Edward Bach war ein Arzt aus dem englischen Birmingham, der am University College Hospital in London Medizin studierte und seinen Abschluss in Cambridge machte. Bevor er allerdings das Studium begann, arbeitete er in der familieneigenen Messinggießerei. Bach sah die Quelle von Erkrankungen hauptsächlich in seelischen Ursachen oder im Darm.

Das Bild zeigt eine Reihe von Bachblüten-Präparaten in den typischen Stock Bottles aus braunem Glas.
Bachblüten-Präparate in den typischen “Stock Bottles”

Nachdem er einige richtige klinische Stellen hinter sich gelassen hatte, arbeitete er ab 1918 am London Homeopathic Hospital, das er allerdings 1920 zu Gunsten einer Privatpraxis wieder verließ. Einer seiner Hauptbereiche im Homeopathic Hospital war die Gewinnung sogenannter “Nosoden”, wobei es sich um Homöopathika handelt, die aus pathologischen körpereigenen Grundstoffen wie Blut oder Eiter gewonnen werden.
1930 schloss er aber seine Praxis wieder, um sich in Wales Naturbeobachtungen und der Kräuterheilkunde zu widmen. Hier verfestigte sich sein Grundsatz, dass Krankheiten nur der Ausdruck eines Konfliktes zwischen Seele und Verstand darstellen. Am 27. November 1936 erlag Bach, gerade einmal 50-jährig, einem Herzversagen.

Über das System

Das heute unter Bachblüten oder auch Bach-Blüten bekannte System, das Edward Bach sich ausgedacht hatte, ist relativ einfach. Er nahm jeweils ein seelisches Unwohlsein, wie etwa “mentalen Stress und Spannung” und ordnete ihm eine Pflanzenessenz zu. Diese Pflanzenessenz wiederum sollte durch ihre Schwingungen die Schwingungen des Patienten mit dem “kosmischen Energiefeld” wieder harmonisieren und so über die Wiederherstellung eines seelisch-psychischen “Normalzustandes” die Krankheit heilen. Insgesamt stellte Bach so 37 Blütenessenzen zusammen sowie eine Essenz aus Fels-Quellwasser und als “Bonus” eine Kombination aus fünf Essenzen, die unter dem Begriff “Rescue-Tropfen” (heute “Rescura”, da “Rescue” als unzulässige gesundheitsbezogene Aussage gewertet wurde) wohl das bekannteste Produkt darstellt.

Die Pflanzenauswahl zu den seelischen Negativzuständen geschah rein intuitiv, wobei Bach davon ausging, dass ihn eine göttliche Eingebung bei der Auswahl leitete. Hauptkriterium zur Auswahl war aber, dass die Pflanzen dem jeweiligen “positiven archetypischen Seelenkonzept” im Sinne Carl Gustav Jungs entsprechen. Die Blütenessenzen tragen auch heute noch englische Namen, quasi als Hommage an ihren Erfinder.

Über die Herstellung

Zu Beginn der Herstellung seiner Essenzen verwendete Bach nur den Tau, der sich auf den Blüten jeweiligen Pflanzen zur Zeit des Sonnenaufgangs befand. Durch die Morgensonne, die durch Tau und Blüte schien, sollte das Wasser mit den “Schwingungen” der Pflanze angereichert werden. Somit basiert die angenommene Heilkraft, wie auch bei der Homöopathie, auf dem nichtexistierenden Wassergedächtnis. Als nun seine Blütenessenzen immer erfolgreicher wurden, konnte Bach der Nachfrage nur anhand der Tautropfen nicht mehr nachkommen und ersann nun zwei andere Zubereitungsarten für die Essenzen.

Die erste davon ist die sogenannte “Sonnenmethode”, bei der die frisch gepflückten Blüten in etwa einem halben Liter Wasser eingelegt werden und für drei bis vier Stunden in der prallen Sonne stehen. Hierbei werden in Bachs Vorstellung die Schwingungen der Pflanzen als Heilenergie auf das Wasser übertragen. Gerade dieser Teil der Herstellung ist durch Vorschriften Bachs stark ritualisiert. So müssen die Pflanzen vor neun Uhr morgens an einem sonnigen und wolkenlosen Tag gesammelt werden. Auch die Orte, wo die Pflanzen gepflückt werden müssen, sind genau vorgeschrieben.

Nach diesen drei bis vier Stunden wird das so behandelte Wasser 1:1 mit 40%igen Alkohol (früher Brandy oder Cognac) verdünnt. Dies soll der Konservierung dienen. Diese Mischung ist nun die Urtinktur, die nochmals im Verhältnis 1 : 240 mit Alkohol verdünnt werden muss, um die “wirksamen” Essenzen herzustellen. Der Endverbraucher muss die Essenz zur Einnahme nochmals tropfenweise in Wasser verdünnen.

Die zweite Methode ist die sogenannte “Kochmethode”, bei der die Pflanzen nicht in der Sonne stehen, sondern ihre “Schwingungen” während eines 30-minütigen Kochvorgangs abgeben sollen. Die weitere Behandlung ist dann dieselbe wie bei der Sonnenmethode. Die Kochmethode wird zumeist nur für sehr holzige Pflanzen oder für Herbst- und Winterblüher angewandt.

Über die Anwendung

Bachblüten gibt es aber nicht nur als Tropfen, sondern auch als Salben, Bonbons, Kaugummis, Globuli, Tees, Sprays etc. Auch für Tiere gibt es Bachblüten. Die klassische Darreichungsform ist aber die der “Stockbottles” mit einem Inhalt von 10 ml.

Die richtige Essenz findet man unter anderem dadurch heraus, dass man zu einem Bachblütenberater oder einem Heilpraktiker geht, man selbst die Essenzen auspendelt, ein Ratgeberbuch verwendet oder auch die Pflanzen rein intuitiv anhand des Aussehens auswählt.

Über die Wirksamkeit

Bach starb 1936 und seine Lehre geriet in Vergessenheit. Erst durch die große Esoterikwelle der 1970er Jahre wurde sie wieder bekannt. Seitdem wurden auch mehrere klinische Studien durchgeführt, von denen aber keine einzige einen Wirkeffekt aufzeigen konnte.

Heute werden auch Blütenmischungen angeboten, die außerhalb des Lehrkanons von Edward Bach stehen. Besondere Aufmerksamkeit erregte beispielsweise eine Essenz, die im Fall von Kindesmissbrauch angewandt werden sollte. Nach starken Protesten wurde diese Essenz vom Markt genommen. Mit Homöopathie haben sie nur das magische Denken in “Schwingungen” und “Feinstofflichkeit” gemeinsam – aber sie werden oft mit ihr verwechselt bzw. gleichgesetzt und gelten als “besonders natürlich oder pflanzlich”. Besonders esoterisch träfe es wohl eher.

Problematisch finden wir vor allem, dass die Mittel nach Bach vorwiegend für psychische Beschwerden (z. B. Angst, Einsamkeit, Panikattacken, Prüfungsangst, Traumata, Depression, Lebensüberdruss, Todesgedanken) eingesetzt werden und damit oft dringend notwendige psychologische oder auch psychiatrische Therapien hinauszögern oder gar verhindern können. Außerdem vermittelt ihre große Verbreitung und unkritische Anwendung, dass es für so schwerwiegende Diagnosen ausreiche, “ein paar Blütchen” einzunehmen und alles sei wieder gut.


Mehr dazu auch auf unserer Homöopedia: http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Edward_Bach


Bild: Pixabay Lizenz CC0

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