Studie aus Oxford zu „Best Practice“ hömöopathischer Ärzte

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Ein vielfach bemühtes Argument pro Homöopathie (das allerdings mit der Wirksamkeit nichts zu tun hat) ist, dass homöopathische Behandlungen zu weniger Verschreibungen konventioneller pharmazeutischer Arzneimittel führen. Dies hört man allerorten und immer wieder. Spontan braucht man nur an die Vorstellung der EPI 3-Studie in Frankreich durch die Fa. Boiron zu denken, an die jüngsten Äußerungen (2018) der französischen Gesundheitsministerin Mme. Buzyn, die den entscheidenden Vorteil der Homöopathie gerade in der Vermeidung „toxischer Medikamente“ sah und ganz aktuell an die gerade stattgefundenen „Berliner Wirtschaftsgespräche“ vom 19.04.2018, wo die entsprechenden Ergebnisse von Mitgliederbefragungen innerhalb des Zentralvereins homöopathischer Ärzte mit Nachdruck ins Feld geführt wurden.

Nun kann man mit Recht diesem Gesichtspunkt zunächst einmal damit begegnen, dass es ja immerhin systemisch zu erwarten sei, dass ein homöopathiegeneigter Arzt auch weniger „konventionelle“ Arzneimittel verschreibe, ähnlich wie in dem einleuchtenden Beispiel, dass ein Bäcker sicher weniger Fleisch verkaufe als ein Metzger und umgekehrt. Alles andere wäre im Falle einer korrekten Untersuchung immerhin recht verwunderlich. Soweit – wie vielfach der Fall – Homöopathie bei selbstlimitierenden geringeren Gesundheitsstörungen eingesetzt wird, könnte man allerdings auch annehmen, dass sowohl Homöopathika als auch pharmazeutische Mittel in beiden Fällen besser durch ein verantwortliches Abwarten ersetzt worden wären. Was eine bessere Verschreibungspraxis nicht-homöopathischer Ärzte erfordern, aber nicht die Homöopathie rechtfertigen würde. Aber das ist ein anderes Kapitel.


In ein ganz anderes Licht rückt eine neue Studie der Universität Oxford unter Leitung von Ben Goldacre die Verschreibungsfrage,

Die jüngste Studie untersuchte alle 7618 Primärversorgungspraxen in England, deren Daten zur Arzneimittelverwendung aus den Statistiken des NHS ersichtlich sind. Goldacres Team fand heraus, dass die 644 Praxen, die homöopathische Präparate verschrieben hatten, in der Gesamtbewertung von 70 Standards für gute Verschreibungspraxis klar schlechter abschnitten als die anderen Praxen. Die Ergebnisse spiegeln möglicherweise wider, dass die Prinzipien einer evidenzbasierten Praxis als vernachlässigbar angesehen werden, sagte Goldacre.

Neben dem übermäßigen (sic!) Einsatz von Antibiotika wurden auch unwirksame Dosierungen von Cholesterinsenkern und die Verwendung teurer Markenarzneimittel anstelle von billigeren Generika bemängelt.

Natürlich ist das kein Beleg für eine Kausalität zwischen Homöopathieaffinität und generell schlechter medizinischer Praxis. Die Studie zieht aber das Fazit:

Zweifellos [ist] die Neigung zur Homöopathie mit einer geringeren Wertschätzung und Umsetzung evidenzbasierter ärztlicher Praxis und/oder einer geringeren Qualität der fachübergreifenden Teamarbeit bei der Optimierung der Behandlung korreliert.“

Und das ist sehr bedauerlich.

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